Wir haben doch keine Zeit!

Ganz ehrlich. Wie oft haben Sie in den letzten vier Wochen diesen Satz gehört? Oder – und jetzt wird es fast schon persönlich – wie häufig haben Sie selbst in den zurückliegenden Wochen den Satz „ich habe keine Zeit“ oder eine sinngemäße Abwandlung davon ausgesprochen?

Egal wie häufig es wirklich gewesen ist. Vermutlich wird niemand widersprochen haben, oder? Keine Zeit zu haben, gehört in unserer Gesellschaft zum guten Ton und ist allgemein akzeptiert. Und das, obwohl jeder weiß, dass derjenige, der diese Aussage tätigt in den allermeisten Fällen ganz schamlos lügt.

Sie finden, dass ich übertreibe? Ich glaube nicht und werde versuchen, Ihnen das auch zu beweisen.

Fest steht, dass wir alle jeden Tag 24 Stunden oder 1.440 Minuten oder 86.400 Sekunden Zeit zur Verfügung haben. Demzufolge haben wir alle die gleichen Voraussetzungen.

Gehen wir weiterhin davon aus, dass wir alle gewissen Restriktionen unterworfen sind und somit schlafen, essen, trinken und noch ein paar menschliche Dinge tun müssen, und gelegentlich verbringen wir hier und da auch noch ein bisschen Zeit mit unseren Familien und Freunden.

Rund acht Stunden täglich, an fünf Tagen in der Woche, gehen wir einer Beschäftigung nach, um für unseren Lebensunterhalt zu sorgen. Als Angestellter in einem Unternehmen gegen Entgelt oder als Selbstständiger oder Freiberufler, indem wir Aufträge für unsere Kunden erledigen.

Ganz gleich, was wir tun. Wir haben gewissen Aufgaben und Routinen zu erledigen, um letztendlich bestimmte Ergebnisse zu erzielen. Und genau das ist vielen heutzutage offenbar nicht immer ganz bewusst. Es geht um Ergebnisse und Resultate, die mit dem Bündel an Aufgaben, Projekten und Tagesroutinen zu erzielen sind.

In meiner Tätigkeit als Berater, Trainer und Coach höre ich die Aussage „ich habe doch keine Zeit“, tatsächlich relativ häufig. Und ich höre diese Aussage besonders dann sehr oft, wenn ich vorschlage, man solle sich doch bitte vermehrt mit den Aufgaben und Tätigkeiten beschäftigen, die zur Erreichung der angesprochenen Ergebnisse beitragen.

Wenn ich also vorschlage, man möge doch bitte mehr Zeit mit telefonischer Kundenakquise oder mit der Kontaktanbahnung über LinkedIn oder XING verbringen. Oder wenn ich behaupte, dass man seine Chancen im Preisverhandlungsgespräch verbessert, wenn man sich intensiv der Vorbereitung und dem Training der Verhandlung beschäftigt.

Dann höre ich immer wieder das Killerargument „keine Zeit“ und weiß auch ganz genau, warum das so ist. Der Ausspruch „ich habe doch keine Zeit“, kommt nämlich meistens dann, wenn jemand sich dafür rechtfertigt, Dinge nicht getan zu haben, für die man sich aus der eigenen Komfortzone bewegen müsste.

Viel lieber beschäftigt man sich nämlich mit den Dingen, die sich innerhalb der Komfortzone befinden. Also all die Routineaufgaben, die man nahezu im Schlaf erledigen kann sowie angenehme und vertraute Tätigkeiten, bei denen man auf das vorhandene Wissen und die langjährige Erfahrung zurückgreifen kann.

Das dumme dabei ist, dass die Tätigkeiten, für die man aus der Komfortzone heraustreten muss, sehr häufig genau zu den 20 Prozent der Dinge gehören, die für 80 Prozent des Erfolges verantwortlich sind. Und die angenehmen und locker zu bewältigenden Aufgaben, für die wir unsere Komfortzone nicht verlassen müssen, gehören in den meisten Fällen tatsächlich zu den 80 Prozent, deren Ergebnisbeitrag nur bei 20 Prozent liegt.

Die Aussage, „weißt Du, ich mag keine Kundenakquise betreiben, weil das so anstrengend ist und die Leute am anderen Ende des Telefons immer so unfreundlich sind, lieber pflege ich Kundendatenbank. Das bringt zwar nichts, sieht aber geschäftig aus und ist nicht anstrengend“, geht natürlich gar nicht. Das wäre zwar die Wahrheit aber wir haben uns in unserer Gesellschaft auf das allgemein akzeptierte „ich habe keine Zeit“ geeinigt. Obwohl eigentlich jeder weiß, dass es eine Lüge ist.

Ich will jetzt weiß Gott keine gesellschaftliche Revolution anzetteln, indem ich verlange, dass wir alle zukünftig nur noch die Wahrheit sagen. Das würde möglicherweise zu schweren Verwerfungen führen und das will ja niemand.

Vielleicht achten Sie in Zukunft einmal darauf, in welchen  Zusammenhang Sie selbst, Ihre Kollegen, Mitarbeiter oder Vorgesetzte die „Keine-Zeit-Karte“ ziehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in Zusammenhang mit der Erledigung von unangenehmen Aufgaben passiert ist recht hoch und möglicherweise gelingt es Ihnen, mit dem Verweis auf die zu erzielenden Ergebnisse ein Umdenken zu erreichen.

Dem Thema „Wir haben doch keine Zeit“ widme ich mich ausführlich in meinem neuen Buch „Mach endlich Deinen Job“. Hier gibt es die kostenlose Leseprobe.

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Holger Steitz ist Berater, Trainer, Coach und Autor für Vertrieb, Social-Selling, Führung und Verhandlungstechniken im B2B-Umfeld und der Kopf von SALE DIRECT. Er trainiert und coacht Führungskräfte und Mitarbeiter im Vertrieb und unterstützt mit seiner SALE DIRECT GmbH B2B-Unternehmen bei der Entwicklung und Optimierung von Vertriebsstrategien und bei der Umsetzung von Konzepten zur Neukundengewinnung für erklärungsbedürftige Produkte und Dienstleistungen.

In Kürze erscheint im WILEY-Verlag sein neues Buch “Mach endlich Deinen Job”. Darin geht es um Zeitverschwendung, falsche Routinen und faule Ausreden im Vertrieb, aber natürlich auch um Auswege aus diesem Dillema und die richtigen und zielführenden Maßnahmen für erfolgreichen und zeitgemäßen B2B-Vertrieb. Hier gibt es die kostenlose Leseprobe.

Das aktuelle E-Book von Holger Steitz, “Die ungefähr sieben ultimativen Tipps, um im Vertrieb zu scheitern” können Sie hier kostenlos downloaden.